Rücksicht und Emphatie im sozialen Miteinander
Schubsen, Backpfeifen und Prügeleien. Hänseln, Ärgern und Kraftausdrücke: Der Umgang von Kindern und Jugendlichen untereinander ist von mehr oder weniger dramatische Formen verbaler und physischer Gewalt geprägt. Verletzend sind sie alle! Das Projekt »Heldenführerschein« stellt das Bewusstmachen dieser Umgangsformen in den Mittelpunkt, bedient sich kreativ-spielerischer Methoden und arbeitet mit den Medienhelden der Projektteilnehmenden, um eingeschliffene Handlungsmuster aufzubrechen und alternative Wege der Konfliktlösung und des Umgangs miteinander aufzuzeigen und zu verstetigen.Beschreibung
Das Projekt »Heldenführerschein« nutzt die Begeisterung von Kindern für Medien und ihre Medienhelden, um Prozesse und Handlungsweisen des Sozialen Miteinanders bewusst zumachen und langfristig konfliktbehaftete Konstellationen aufzulösen. Nach einem Kennenlernspiel und einem Einstiegsvideo zum Thema Mobbing werden heldenhafte Eigenschaften an der eigenen Person, an Freunden und Freundinnen sowie den typischen Medienhelden herausgearbeitet. Darauf aufbauend entwickeln die Kinder einen eigenen Standpunkt und eigene Vorgehensweisen zum sozialen Umgang miteinander. Nach dem Erproben und Reflektieren dieser Abläufe in einer »Heldenprüfung« erhalten alle Teilnehmenden einen »Heldenführerschein«
Ablauf
1. Warm-Up: Kennenlernen & Thematischer Einstieg
Spielerischer Einstieg mit thematischem Bezug: Wer sind wir und was ist toll an uns? Die Teilnehmenden finden sich im Stuhl- oder Sitzkreis zusammen. Sie nennen ihren eigenen Namen und stellen denjenigen/diejenige vor die links neben ihr/ihm sitzt, indem sie zwei heldenhafte Eigenschaften sagen, die ihm/ihr im Alltag immer besonders auffallen: Was magst du besonders an ihm/ihr? So gelingt der Einstieg ins Thema und alle machen sich untereinander bekannt. Vorstellen des Projekts: Was machen wir heute? Erläutern des inhaltlichen Projektablaufs und des Projektziels. Infos über Pausen, Raumwechsel etc. Materialien und Technik: Kreppband und Stifte für Namensschilder
2. Brainstorming: Bewusstmachen & Aufdecken
Einstieg mit einem Video zum Thema Mobbing und sozialer Ausgrenzung. Empfehlenswert ist das Video »Knietzsche und das Mobbing« Assoziationsrunde: Kennt ihr das auch? Habt ihr Erfahrungen in eurem Alltag dazu gesammelt? Was ist verletzend? Was tut weh, auch mit Worten? Warum machen manche Kinder so etwas? Was kann man tun? Und wie kann man dahin kommen? Kennt ihr Medienhelden, die ihr besonders toll sind? Die Assoziationen der Projektteilnehmenden werden gesammelt und inhaltlich sortiert, zentrale Begriffe noch einmal herausgearbeitet. Kreative Auflockerung: für die Erstellung des Heldenführerscheins braucht es einen Heldennamen und ein Foto in Heldenpose. Die Projektteilnehmenden denken sich einen Namen aus und posieren anschließend vor der Kamera in einer Heldenpose ihrer wahl. Verkleiden und Schminken je nach Bedarf und Zeitbudget. Materialien und Technik: Laptop, evtl. WLAN für das Video, Karteikarten, Stifte, Fotos oder Ausdrucke von typischen Medienhelden, Fotoapparat, evtl. Verkleidungssache und Faschingsschminke für das Heldenfoto
3. Umsetzung: Konfliktsituationen und Heldenprüfung
Typische Situationen: Aus den Assoziationen werden je nach Gruppengröße häufig genannte Situationen ausgewählt. Auf einem großen Papierbogen erarbeiten die Kinder Schritte der friedlichen und respektvollen Lösung dieser Situationen. Die Plakate können mit den Bildern der Medienhelden und anderen kreativen Elementen ausgestaltet werden. Alle Beteiligten unterschreiben abschließend auf dem Plakat. Die Heldenprüfung: Nach Fertigstellung der theoretischen Konfliktlösestrategie geht es an die praktische Erprobung. Die Projektteilnehmenden üben in verteilten Rollen ihre Konzepte und besprechen Verlauf und Gefühle. Materialien und Technik: große Papierbögen oder Tapetenrolle, Stifte, Kleber, bunte Bilder von Medienhelden
4. Abschluss: Feierliche Verleihung und Verstetigung
Präsentation und Auszeichnung: Alle Plakate werden in großer Runde vorgestellt und besprochen. Die Projektteilnehmenden bekommen Beifall und erhalten den bis dahin fertig gestellten »Heldenführerschein« überreicht. Die Plakate werden an präsenter Stelle ausgestellt: im Klassenraum, im Flur, im Essenraum etc. Die Heldebox zur Verstetigung: Alle Heldenführerscheine werden in der Heldenbox gesammelt. Jede Woche werden 2-4 Führerscheine (je nach Gruppengröße) gezogen. Diese Kinder haben den Auftrag, sich für eine Woche ein bisschen mehr als sonst um ihre Freunde und Freundinnen zu kümmern, besonders aufmerksam zu sein und Hilfe anzubieten. Am Ende der Woche gibts eine kleine Belohnung für die großen Helden! Materialien und Technik: Leine und Klammern zum Aufhängen der Plakate, Laptop, Drucker und Laminiergerät zum Erstellen der Heldenführerscheine, Karton oder kleine Box, kleine Aufmerksamkeiten (Süßigkeiten etc.) als Belohnungen.
Tipps
- Das Projekt passt am besten in die Altersgruppe der Vor- und Grundschulkinder, kann aber auch mit älteren Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden.
- Große Gruppen von Teilnehmenden am besten in Kleingruppen aufteilen (4-6 Personen) wenn es die Verfügbarkeit von Projektleitern zulässt. Ideal sind mehrere Räume, in denen die Kleingruppen arbeiten. Zum Projektende findet dann der Austausch im großen Plenum statt.
- Für die Konfliktsituationen können typische Konstellationen aufgregriffen werden, um alternative Handlungsweisen auszuloten. Möglich ist es auch, typische Rollen zu tauschen: wer sonst eher »Täter« ist, schlüpft in die Opferrolle und umgekehrt. Wichtig ist das Reflektieren im Anschluss!
- Weiterfühende Informationen zum Thema Mobbing finden sich unter anderem bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Der Bezug zu Medien unter dem Begriff Cybermobbing wird bei Klicksafe anschaulich erläutert. Ein ganzes Programm zur Förderung prosozialen Verhaltens bei Kindern unter Bezugnahme auf Medienhelden ist an der FU Berlin entstanden.